Spurensuche mit Friedrich Gerstäcker

Seit den 1950er Jahren Gerstäcker-Forschung in den USA

Friedrich Gerstäcker hat bekanntlich in seinen Reiseberichten so genau Land und Leute beschrieben, dass es noch heute möglich ist, seinen Spuren zu folgen. In den Vereinigten Staaten hat das schon vor vielen Jahren Professor Clarence Evans bewiesen, der zahlreiche Plätze lokalisieren konnte, an denen Friedrich Gerstäcker sich aufgehalten hatte. Für die Familienforscher vor Ort hat Gerstäcker mit seinen Angaben dazu beigetragen, dass viele der alten Siedlungsplätze und die frühen Ansiedler ausgemacht werden konnten.

Was bislang für den Staat Arkansas galt, trifft nun auch für Australien zu!

Deutschstämmige Aussiedler in Australien 

Seine zweite Reise führte Friedrich Gerstäcker auch nach Australien. Im März des Jahres 1851 traf der Reisende in Sydney ein. Er entschloss sich zunächst, dem Murray-River (damalige Bezeichnung dieses Flußteils bei Albury war Hume)  zu folgen und baute dazu ein Boot. Als Material musste ein Eukalyptus-Baum (Von FG als "gum" bezeichnet) herhalten, das Fahrzeug war aber zu schwer und ungelenk. Für den ersten Teil seiner Reise hatte der Abenteurer einen Begleiter, aber nach mehrfachem Kentern trennte man sich, und Friedrich Gerstäcker folgte allein dem Flußlauf durch die Wildnis - insgesamt 600 Meilen ohne Weg und Markierungen. Dabei lotete er den Fluß aus und fertigte eine Kartenskizze an, die für die spätere Nutzung mit Schiffen eine wichtige Grundlage bildete.

Nach etwa vier Wochen erreichte er die Hügelkette bei Adelaide und besuchte dort deutsche Siedlungen. Man hatte schon von seiner abenteuerlichen Tour erfahren und erwartete ihn mit Spannung. Der Gouverneur Henry Young  lud ihn ein, über seine Wanderung zu berichten. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm der Forscher Charles Sturt vorgestellt, der die unbekannte australische Wildnis erforschte.

...hier frug mich gleich bei meinem Eintritt der Wirth: ob ich der Deutsche sey, der in einem Canoe von Albury ausgefahren wäre. Ich war wohl nicht mit Unrecht erstaunt daß der Mann hier, mitten in der Wildnis, davon jetzt schon etwas wissen konnte, denn den Fluß herunter war kein Reisender gekommen.... (Reisen Band 4, Seite 176)

Nachgewiesene Namen

Friedrich Gerstäcker hielt sich bei den Deutschen in Barossa Valley, Südaustralien, auf und erwähnte die Ansiedlung Hahndorf mit Fachwerkhäusern, sowie die Ansiedlungen Sedan und Steinfeld. Diese Siedlungsplätze wurden lokalisiert, ebenso die von ihm erwähnten Ansiedlung des Engländers John King am Hunter River (New South Wales). Dort wurde Weinanbau betrieben - Gerstäcker kostete einen Weißwein, der ihn an den deutschen Hochheimer erinnerte.... Auf dieser Farm siedelten auch zwei deutsche Familien. Diese Siedlungsplätze wurden nun lokalisiert und bieten den einheimischen Forschern wichtige Anhaltspunkte für die frühe Besiedlung, denn in den Jahren nach seinem Besuch verdreifachte sich die Bevölkerung Australiens und der Staat Victoria entstand als selbstständiges Verwaltungsgebiet. 

1872 erschien in der Gartenlaube der Artikel "Gerstäcker ist da!" von Theodor Müller, der Friedrich Gerstäcker schon vor seiner Reise 1848 kennen gelernt hatte, selbst nach Australien auswanderte und ihn dann in einem "deutschen Cafeé" in Adelaide wieder. Nachzulesen als pdf-Datei hier:

1972 veröffentlichten wir als Sonderdruck aus 'Braunschweigisches Jahrbuch' die Arbeit von Gisela Heathcote: "Friedrich Gerstäcker zum 100. Todestage. Australien 1851: Das Australienbild seiner Zeit und sein Werk als Dokument nach 120 Jahren". Demnächst folgt hier eine überarbeitete Fassung auf unserer Seite.

Friedrich Gerstäckers Beschreibung

Etwa eine Stunde später, während ich rechts und links überall kleine freundliche Wohnungen hatte liegen sehen, kam ich an eine Farm, in die ich jedenfalls einmal hineinschauen mußte. Von außen sah sie nämlich ganz genau aus wie einer unserer kleinen deutschen Bauernhöfe mit Scheunen, Ställen, Schuppen usw. und ich blieb erst ein paar Minuten ordentlich überrascht stehen. Mir war fast, als ob ich jetzt ar nicht in Australien wäre - als ob mich ein guter Genius plötzlich in Gedankenschnelle zurück zur Heimath geführt hätte, und nun gleich - aber die verwünschten Gumbäume - ich war doch in Australien!

   Auf dem Hof schirrte der eine Knecht die Pferde ein. das war deutsches Pferdegeschirr und ein deutscher Wagen, ich hätte darauf schwören wollen, und die Magd kam aus dem Stall, und hatte eine ehrliche deutsche Mistgabel in der Hand; ich mußte jedenfalls einmal in das Haus gehen. Ich sprang über die Fenz, ging über den Hof, öffnete die Hausthür - die Klinke daran war unter keiner Bedingung in Australien gemacht, und es sollte mich nicht wundern, wenn sich meine lieben, in dieser Hinsicht wirklich großartigen Landsleute die ganze Hausthür mit von Deutschland gebracht hätten - und klopfte an.

   "Herein." Ich stand mitten in der Stube, und hier lieber Leser, wenn du einen recht deutlichen Begriff von dem haben willst, was ich sah, mußt du mich einen Augenblick stehen lassen, und in das erste beste Bauernhaus in Deutschland, das du am Wege findest, hineingehen; so ganz akkurat, mit Aussehen und Geruch, war es in dem kleinen stillen Gemach, das ich betrat. S t i l l  nun gerade nicht so ganz, denn der eine weißhaarige, rothbäckige und äußerst schmutzige kleine Bengel, den die am Ofen sitzende alte Großmutter auf dem Knie hielt und ihm einen Löffelvoll Pappe beizubringen suchte, schrie aus Leibeskräften, und hatte sich glücklich schon sämmtliche Kleidungsstückchen bis unter das Kinn hinaufgestrampelt. Die alte Großmutter selber war aber ein so treues und vorzügliches Exemplar einer alten deutschen Bauerfrau, wie du es nur selber im Herzen von Deutschland finden könntest, und ich bin fest überzeugt, daß alles, bis auf Stecknadeln und Schuhbänder, ächt an ihr war, und noch kein englischer oder australischer Artikel, sey das von Zeug, Wäsche oder Schuhwerk, ihren Körper berührt hatte. Das aber nicht allein: Ofen, Stühle, Tische, Schränke, Fußbank, Spucknapf, irden Geschirr, eiserne Töpfe, die Teller mit Sprüchen beschrieben, die Näpfe mit Versen aus dem Gesangbuch, die großen Truhen mit den grünen Rosen und gelben Vergißmeinnicht - kurz alles, alles war deutsch, und wenn man in Sachsen oder Preußen eine wirkliche Bauerstube mit der Wurzel herausgenommen, sorgfältig in Baumwolle eingepackt und nachher wieder hier ausgesetzt hätte, nicht treuer hätte sie ihren Charakter beibehalten können. (Reisen Bd. 4, S. 247f.) Gerstäcker berichtete weiter, dass der Großgrundbesitzer Angas gern deutsche Siedler auf sein Land holte, weil sie die tüchtigsten Arbeiter waren. Diese Siedler waren schon etwas mehr als 6 Jahre im Land und hatten das Land für 14 Jahre mit Vorkaufsrecht gepachtet. Auf die Pacht berechnete er 15 Prozent Zinsen und lebte einträglich davon. Die Ansiedlung bezeichnete er als "Nortons Platz", ca. 15 englische Meilen von Tanunda entfernt - für ihn nicht mehr als 4 Stunden Fußmarsch.

Weitere Informationen auf Seite 2 - auch mit einer Abbildung der Australienkarte Gerstäckers.

 

 

Über die Stadt Hahndorf in Südaustralien - heute eine Touristenattraktion - gibt es u.a. einen Link zu Wickipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hahndorf_(South_Australia)

Mehr auch hier: http://www.teachers.ash.org.au/dnutting/germanaustralia/d/d-gerstacker.htm